IRAN – April 2015

Faszinierendes Land, faszinierende Menschen
Studienreise in den Iran vom 2. bis 12. April 2015

Reisebericht von Pfarrer Klaus Dotzer:

Wir - 27 Allgäuer, Münchner und Unterfranken – waren gespannt, wie Menschen in Persien nach 36 Jahren Revolution ihr Leben innerhalb einer „Islamischen Republik“ gestalten. Vielen von uns waren die Bilder der Prunkfeste aus den Shah-Zeiten und die Landung Ayatollah Khomeinis in Teheran, die dieser Verschwendung ein Ende machte, noch lebhaft im Gedächtnis. Viele von uns hatten Betty Mahmoodys Buch „Nicht ohne meine Tochter“ gelesen, und 2009 im Fernsehen die Niederschlagung der sogenannten „grünen Revolution“ mit dem gewaltsamen Tod der Studentenführerin Neda Soltani verfolgt.

„Und in so ein Land wollt ihr reisen?“, waren wir gefragt worden! Wir wollten. Vom 2. bis 12. April waren wir unterwegs, feierten mit der deutschen Gemeinde in Teheran Karfreitag und Ostern, und mit den Persern die letzten Tage ihres traditionellen Frühlingsfestes Nouruz – und waren überrascht!

Uns begegnete in diesen Tagen eine überwältigende Gastfreundschaft und Freundlichkeit! Wir wurden auf der Straße in Gespräche verwickelt und in Parks zum Picknick eingeladen. Wir besichtigten faszinierende Kulturdenkmäler gemeinsam mit Persern, die in dieser Urlaubszeit ebenfalls als Besucher unterwegs waren. Wir staunten über die Sauberkeit, Fortschrittlichkeit und Ordnung der Städte, in denen wir auch nachts frei im Gewimmel unterwegs waren. Wir erlebten persische Händler als charmant und verkaufstüchtig, aber nie aufdringlich. Wir spürten hautnah den Stolz der Menschen auf ihre Geschichte, ihr Land und ihre wirtschaftliche Entwicklung  – und gleichzeitig die Sehnsucht, nach Jahren der internationalen Isolation wieder ein gleichberechtigtes Mitglied der Staatenfamilie zu werden. Als am Karfreitag in den Medien die Runde machte, dass die Vorgespräche für ein internationales Atomabkommen hoffnungsvoll verlaufen waren, war die Freude der Menschen auf den Straßen mit Händen zu greifen.

Auffällig war die Freiheit vieler junger Frauen in den Städten! Wie selbstverständlich trugen sie ihre Kopftücher bunt und locker, zu modischer Kleidung oder hautengen Jeans, waren geschminkt und wie selbstverständlich mit ihren Smartphones unterwegs. Sie fuhren Auto, studierten oder waren beruflich im öffentlichen Leben eingebunden. Und auch die Frauen der deutschen Gemeinde in Teheran, zum Teil seit Jahrzehnten mit Persern verheiratet, bestätigten die Freiheit und Aufgeklärtheit, die im öffentlichen wie im Familienleben Irans heute möglich sind.

Wir lernten auch, wie sehr die persische Kultur mit unserer eigenen verwoben ist! Wir lasen am Grab des alten persischen Großkönigs Kyrus, wie er im Alten Testament als „Hirte“ und „Gesalbter Gottes“ erwähnt wird (Jesaja 44, 24ff.). Und wir standen am Sarkophag des großen Dichters Hafis, der Goethe zu seiner Gedichtsammlung „West-Östlicher Divan“ inspirierte. Und wir begegneten anderen Religionsgemeinschaften: Zoroastrern in der Wüstenstadt Yazd und armenischen Christen in Isfahan, die wie Juden auch als religiöse Minderheiten geschützt sind, Sitz und Stimme im iranischen Parlament haben und ihre eigenen Religionszentren und Schulen betreiben.

Iran – ein faszinierendes Land mit faszinierenden Menschen! Trotzdem: Wir trafen nur die Menschen, die innerhalb der großen Gesetze zufrieden waren, ihre eigenen kleinen Gesetze zu leben. Die aber, die an den großen Gesetzen rütteln, weil sie als Muslim Christ werden wollen, oder als Frau des Ehebruchs bezichtigt werden, oder sich als Aktivisten, Journalisten und Gewerkschafter regimekritisch äußern – all die trafen wir nicht. Und diese werden weiterhin verfolgt, weggesperrt oder mit Todesstrafe bedroht...

So wünschen wir dem Land und seinen bewundernswerten Menschen alles Gute und Gottes Segen für die Zukunft! So beten wir aber auch weiterhin für seine verfolgten Menschen. Und so werden wir auf absehbare Zeit auch weiterhin alle seine Menschen aufnehmen müssen, die aus nachvollziehbaren Gründen bei uns um Schutz und Asyl bitten.

Pfarrer Klaus Dotzer

 

Hier in der Bildergalerie finden Sie einige Eindrücke der Reise: